Welt-Zöliakie-Tag und 50 Jahre DZG

Jedes Jahr wird am 16. Mai der Welt-Zöliakie-Tag gefeiert. Die zentrale Veranstaltung 2024 in Deutschland findet gemeinsam mit den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft e. V. (DZG) zwei Tage später in Stuttgart statt.

 
Ins Leben gerufen wurde der Welt-Zöliakie-Tag von der AOECS (Association of European Coeliac Societies), dem Dachverband der europäischen Zöliakie-Gesellschaften. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat ihn auf eben den 16. Mai terminiert – auch wenn im Internet unterschiedliche Daten kursieren.

Die DZG hat sich von einer regionalen Selbsthilfeorganisation für die Eltern zöliakieerkrankter Kinder zu der bundesdeutschen Institution in Sachen Zöliakie entwickelt. Mit drei Dutzend Mitgliedern ging einst alles los. Heute zählt die DZG über 40 000 Mitglieder. Was über fünf Jahrzehnten geblieben ist: man bietet Hilfe zur Selbsthilfe, wenngleich heute sehr viel professioneller als in den Anfangszeiten.

Vieles wurde erreicht seit 1974. Das ist sicher ein Grund für Dankbarkeit. 50 Jahre Hilfe zur Selbsthilfe ist ein Anlass zum Feiern. Im beeindruckenden Ambiente des Römerkastells in Stuttgart-Bad Cannstatt findet am 18. Mai ab 11 Uhr eine großes Fest für alle Zölis, ihre Familien, Freunde und die Öffentlichkeit statt. Spannende Vorträge für Neudiagnostizierte und erfahrene Zöliakiebetroffene sind geplant, die wichtigsten Hersteller glutenfreier Lebensmittel präsentieren sich in einer Zeltstadt, für Kinder gibt es zahlreiche Attraktionen. Das Ganze wird flankiert von einem tollen Unterhaltungsprogramm. Das Impro-Theater Stuttgart wird das Publikum in seine Shows einbeziehen. Livemusik kommt von Tatjana Gessler (SWR) und ihrer Band, für das Comedy-Highlight sorgt Bernd Kohlhepp, bundesweit bekannt als „Hämmerle“. Doch ihn auf diese Figur zu reduzieren, würde dem Multikünstler nicht gerecht. Wir alle sind gespannt, was der Vielbegabte auf die Bühne zaubern wird

Das Leben der Menschen mit Zöliakie und Dermatitis herpetiformis Duhring ist in diesen 50 Jahren leichter geworden, vieles hat sich verbessert, manche „Baustellen“ müssen aber noch immer intensiv beackert werden. Die Diagnostik ist nicht mehr mit früher zu vergleichen, sie ist heute eindeutig und standardisiert. Das Angebot an glutenfreien Lebensmitteln ist im Vergleich zu damals gerade explosionsartig gewachsen, was ganz eindeutig eine bessere Lebensqualität für Zölis mit sich gebracht hat. An Medikamenten wird geforscht und die aktuellen Studien geben Anlass zu Optimismus.

Noch immer aber hat die Zöliakie im öffentlichen Bewusstsein nicht den Status, der ihr angesichts der großen Zahl Betroffener zukommen müsste. Noch immer erkennen zu viele Ärzte eine Zöliakie nicht. Noch immer fühlen sich viele Zölis nicht ernst genommen und erleben Ausgrenzung. Noch immer ist es schwierig, außerhalb der Großstädte in der Gastronomie problemlos glutenfrei speisen zu gehen. Noch immer gibt es in Deutschland keine finanzielle Unterstützung für Betroffene. Politik und Gesundheitsverwaltung stellen sich in dieser Frage gerne taub, blind und stumm. Die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft arbeitet weiter beharrlich daran, diese Missstände zu benennen und hoffentlich eines Tages zu lösen.